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WIFI-Trainerteam

Geschichte mit Pfiff

„Leidenschaft ist bei meinem Beruf immer im Spiel“, weiß Rita Klement (52). Dass sie davon reichlich hat, merkt man dem WIFI-Lehrgang zum Fremdenführer an, der ihre Handschrift trägt.

WIFI NÖ: Nach Jahren als Journalistin und Pressesprecherin: Als sie sich 2017 entschlossen haben, Fremdenführerin zu werden, hatten Sie den Vierziger schon überschritten. Hat da die studierte Historikerin in Ihnen spät aber doch ihr Recht eingefordert?
Rita Klement: Zumindest habe ich gedacht, der Fremdenführer-Lehrgang wäre ein Klacks für mich. Meinen Habsburger-Stammbaum habe ich schließlich noch auswendig gekannt! (Lacht.) Das war dann nicht ganz so. Neben der Geschichte hatte ich noch viel Handwerkliches zu lernen: Wie stellt man sich vor einer Gruppe hin und wie setzt man seine Stimme ein? Wie erfüllt man historisches Wissen mit Leben? Und wie verhindere ich, dass die Gruppe auseinanderfällt oder jemand auf der Fahrbahn steht …

Einige Jahre und viele Führungen später haben Sie den Lehrgang zum Fremdenführer für das WIFI neu konzipiert. Was war Ihnen wichtig und was ist neu?
Ein Abend im virtuellen ZOOM-Raum kommt all jenen entgegen, die diesen intensiven, einjährigen Lehrgang berufsbegleitend absolvieren. Auch hier gilt: Die persönliche Begleitung durch die Trainerin ist das Um und Auf, so wie beim Präsenzunterricht an den Freitagen und Samstagen. Dazu kommen an die dreißig gemeinsame Exkursion über das Jahr: Die Teilnehmer:innen verfestigen damit, was sie zuvor gehört oder gelesen haben. Sie üben selbst kleine Präsentationen. Und sie erleben erfahrene Kolleginnen und Kollegen bei der Arbeit.

2000 Jahre Universal- und Kunstgeschichte, Fauna und Flora, Sitten und Gebräuche, politische Bildung – dazu noch unternehmerische Aspekte touristischer Führungen: Ist das in einem Jahr zu schaffen?
Wir versetzen unsere Absolventinnen und Absolventen in die Lage, Führungen kompetent und effizient auszuarbeiten. Ich vergleiche den Lehrgang mit dem Knüpfen eines Netzes: Im schier unermesslichen Wissensfeld der Geschichte fixieren wir die zentralen Knoten, verdeutlichen wir die elementaren Zusammenhänge. Mit dem persönlichen Interesse und der beruflichen Praxis wird dieses Netz dann immer feinmaschiger. Richtig ist: Der Lehrgang zum Fremdenführer ist kein Hobbykurs, sondern eine fundierte Berufsausbildung. Dafür steht schon das WIFI als Veranstalter des Lehrgangs.

Wieviel Historiker:in und wieviel pädagogisches Wissen muss in einem Fremdenführer stecken – und wieviel Entertainer:in?
Das Historische und das Pädagogische lässt sich im Lehrgang erlernen und danach vertiefen. Ein wenig Entertainer:in ist schon eine Voraussetzung für einen guten Fremdenführer: In dem Sinne, dass man die Menschen mögen muss und gerne offen auf sie zugeht.

Internet am Smartphone oder Audio-Guides begleiten uns heute immer und überallhin. Was macht das mit der Rolle von Fremdenführern?
Es zeigt, wo unsere wahre Stärke liegt: Der Wikipedia-Eintrag oder der Audio-Guide referieren stur das immer Gleiche, egal ob die Zuhörerschaft ein Betriebsausflug, ein Pfarrgemeinderat oder ein Verein von Hobby-Historikern ist. In der persönlichen Fremdenführung gehen wir auf Fragen ein und vermitteln die Inhalte so, dass sie genau für diese Gruppe interessant werden.

Foto: © Herbert Käfer
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